Hinrunden-Rückblick Saison 2023/24
Abpfiff! Die Spielzeit 2022/23 ist Geschichte. Soeben hat die Kruger Männermannschaft ihr abschließendes Saisonspiel gegen den OSV Eberswalde in der Schlussminute mit 2:1 verloren. Ein Sinnbild der letzten Monate. Ernüchterung ist eingekehrt. Ernüchterung nach einer Rückrunde mit lediglich 9 Punkten. Eine Rückrunde, welche vollkommen konträr zur Hinserie verlief und diese Saison, die so viel positives zu bieten hatte, letztendlich ein wenig verloren wirken lässt. Mit 19 Punkten absolvierte die Mühlenhaupt-Elf in Zahlen eine der besten ersten Saisonhälften seit langem. Zudem wusste das Team auch fussballerisch einige Achtungszeichen zu setzen und nun scheint die entfachte Euphorie ein vorzeitiges Ende gefunden zu haben.
Einige Wochen später. Die schwere Kost der letzten Spiele ist allmählich verdaut. Wieder steht mit dem nahenden Saisonbeginn die Ungewissheit. Ob und wie und wenn ja, mit wem. Kräftezehrend. Taucht dann doch einmal der Gedanke auf, alles hinzuschmeißen und Fussball einfach Fussball sein zu lassen, verfliegt dieser genau so schnell wieder. Wir halten diesen Verein hier gerade gemeinschaftlich über Wasser. Das Erbe vieler Generationen vor uns. Generationen, die auch heute noch einen großen Beitrag leisten, um Titania nicht "aussterben" zu lassen. Nie im Leben will man derjenige sein, der die Einstellung des Spielbetriebes abgenickt und somit den eigenen traditionsreichen Verein wohl für immer begraben hat. Und eine Spielgemeinschaft scheint zu diesem Zeitpunkt keine Alternative zu sein. Also Arsch hochkriegen und einen neuen Anlauf starten. Was haben wir auch erwartet? Neuer Trainer, einige Neuzugänge und jetzt fährt der Karren plötzlich wie von selbst? Wir müssen anpacken.
Hochsommer. Telefonat mit dem Trainer. Der Frust sitzt merklich tief und von Aufbruchstimmung keine Spur. Kurzer Austausch darüber, in welcher Form wir es erneut angehen wollen. Reize setzen. Die Idee eines möglichen Trainingslagers entsteht. Nochmal alles auf Null. Coach Mühlenhaupt nutzt den darauffolgenden Trainingsauftakt, um an den Ehrgeiz der Mannschaft zu appellieren. Ein Wachrütteln scheint notwendig. Die Marschroute ist klar, weniger Fokus auf die Akzeptanz des Übungsleiters und mehr Intensität in den Einheiten. Mit Wintzler, Guttmann und Makinin dürfen sich die Titanen außerdem über drei personelle Verstärkungen freuen.
Im Hintergrund laufen die Vorbereitungen für das geplante Trainingslager. Klinken putzen ist angesagt, um Sponsorengelder einzutreiben. Ein schwieriges Unterfangen und am Ende kann zumindest fast die Hälfte der Kosten fremd finanziert werden. Die restliche Unterstützung leistet der Verein. Ein Kredit, den man zwingend zurückzahlen möchte. Das gemeinsame Wochenende im Sport- und Erholungspark Strausberg lässt das Team spürbar zusammenrücken und ist ein voller Erfolg. Auf und neben dem Platz demonstriert man Geschlossenheit, die in dieser Form in Kruge selten so deutlich wurde.
In den folgenden Wochen nimmt die Saisonvorbereitung weiter Fahrt auf. Sowohl beim Blitzturnier des SV Hertha Neutrebbin, als auch im Duell gegen den Eberswalder SC zeigt der SVT, dass die Lethargie der vergangenen Rückrunde mittlerweile aus den Trikots geschüttelt wurde. Die Umstellungen des Trainers greifen und auch die Neuzugänge finden zunehmend den Anschluss. Erst die Pokalniederlage gegen die Spielgemeinschaft Lichterfelde/Finow II gebietet der Realität wieder den Einzug. Nicht alles klappt. Noch lange nicht. Vor dem Saisonstart vielleicht nochmals ein Weckruf zur richtigen Zeit. Und nebenher prägen auch in dieser Spielzeit schwere Verletzungen die Vorbereitung. Es ist wie eine Seuche.
Der Ligaauftakt findet beim BSV Blumberg II statt. Der Aufsteiger bleibt an diesem Tag unter seinen Möglichkeiten. Final dürfen die Titanen zum Saisonstart einen ungefährdeten Auswärtserfolg feiern. Der Sieg nimmt der Mannschaft offensichtlich den ersten Druck. Dementsprechend groß wirkt die Erleichterung innerhalb des Teams. Das prophezeite schwere Auftaktprogramm bleibt jedoch in den Köpfen präsent und bereits an den folgenden Spieltagen bekommen die Kruger ein weiteres Mal ihre Grenzen aufgezeigt.
Die deutlichen Niederlagen gegen den SV Blau-Weiß Ladeburg und den SC Althüttendorf sorgen für viel Frust. Wenngleich man diesen Gegnern durchaus unterliegen kann, muss man das wie hinterfragen. Insbesondere das Auftreten nach Gegentreffern, die zum Rückstand führen, stimmt nachdenklich. In diesen Phasen mangelt es der Mühlenhaupt-Elf an Körpersprache. Keinerlei Aufbäumen oder Trotzreaktion. Ein Umstand, welcher bereits beim Pokalaus deutlich wurde. Glücklicherweise tritt der Fall des Rückstandes im weiteren Hinrundenverlauf nur noch ein einziges Mal auf. Allerdings bleibt der SVT auch hier ohne Comeback-Qualität, sodass die Mannschaft in der Hinserie nach Rückständen keinen einzigen Punktgewinn verzeichnen kann.
Die Vorzeichen für das Derby am 4. Spieltag könnten demnach kaum schlechter sein. Nach zuletzt zwei Pleiten in Folge, wobei man selbst keinen Treffer markierte, steht nun ausgerechnet das Aufeinandertreffen mit den Rüben an. In den Tagen vor der Begegnung erhalten die Titanen vom Gegner noch etwas digitale Fanpost und spätestens jetzt erreicht die Motivation der Kruger ihren Zenit. Trainer Mühlenhaupt leistet in der Vorbereitung auf die Partie großartiges und gibt seinen Schützlingen alles an die Hand, was sie benötigen, um in diesem Duell über sich hinauswachsen zu können. Auf dem Platz setzen seine Mannen mit enormem Willen alle Vorgaben in die Tat um, jedoch verpassen die Gastgeber es zunächst, die notwendigen Tore zu erzielen. Im zweiten Spielabschnitt sind es Groh und Wieland, die ihre Mannschaft auf die Siegerstraße bringen und sich zeitgleich in die Kruger Geschichtsbücher eintragen. Ein denkwürdiger Tag, der diese Saison bereits zu diesem Zeitpunkt zu einer ganz besonderen macht und selbst den erfahrensten Titanen eine Gänsehaut auf den Körper treibt. Den Rüben muss man zu Gute halten, dass große Teile des Teams den gegnerischen Erfolg unumwunden anerkannten. Für die Kruger soll mit diesem Sieg gleichzeitig eine bockstarke Serie starten.
Abseits des Platzes eröffnen sich leider ungewollte Nebenschauplätze, die das Team noch einige Zeit beschäftigen sollen. Eine völlig neue Situation für alle Beteiligten und innerhalb des Teams ist man sich stellenweise uneinig darüber, wie mit dem Geschehenen umzugehen ist. Letztendlich beschließt der Mannschaftsrat nach einer langen Gesprächsrunde eine Entscheidung, in der Hoffnung, dass die Elf diese geschlossen mitträgt, wenngleich einige das nur zähneknirschend akzeptieren.
Mit dem ersten Derbysieg seit 26 Jahren im Rücken empfängt der SVT am folgenden Spieltag den SV Tornow. Die Mannschaft vom ehemaligen Kruger Juniorenspieler Thiemann hat im Sommer mit Röhl und Spulsky zwei absolute Leistungsträger verloren und rutscht in dieser Phase der Saison mehr und mehr in Richtung Abstiegsplatz. Auch gegen die Titanen wird der personelle Aderlass deutlich, sodass Kruge den nächsten Heimsieg verbuchen kann.
Es folgt die schwere Auswärtspartie bei der SG Schwanebeck, welche ihren Kader vor der Saison kräftig aufgestockt hat, wobei man abermals in der Kreisoberliga beim FSV Bernau II zugeschlagen hat. Auch die Schwäne gehörten in der Prognose vor Beginn der Spielzeit zu den Top 5 der Liga. Das die Mühlenhaupt-Elf ausgerechnet dort mit dem letzten Spieleraufgebot aufschlägt, wurmt schon mächtig. Wenn man allerdings am Ende eines Jahres auf mögliche Highlights zurückblickt, gehört diese Begegnung definitiv dazu, denn was die elf verbliebenen Kicker dort vollbracht haben, zaubert jedem Titanen auch nachträglich noch ein Lächeln ins Gesicht. Ein starker Auftritt. Somit fährt man auch im Panketal einen überraschend deutlichen Erfolg ein, wenngleich dieser am Ende etwas zu hoch ausfällt und setzt sich allmählich in der oberen Tabellenhälfte fest.
Mit den Duellen gegen die Spielgemeinschaft Biesenthal/Marienwerder II und den SV Grün-Weiß Niederfinow folgen, zumindest in tabellarischer Hinsicht, vermeintliche Pflichtaufgaben. Coach Mühlenhaupt sieht es jedoch als seine Aufgabe an, das Team ungeschönt darauf hinzuweisen, dass man längst nicht alle Kriterien einer "Spitzenmannschaft" erfüllt und somit jeder Punkt hart erarbeitet werden muss. Die Auftritte unterstreichen diese Ansicht. Insbesondere gegen die Spielgemeinschaft wird man gefordert und zeigt eklatante Defensivschwächen. Um so glücklicher sind die Titanen diese Herausforderungen final gemeistert und die volle Punkteausbeute eingefahren zu haben.
Es folgt der Nichtantritt des FSV Schorfheide Groß Schönebeck, welcher dem SVT drei weitere Punkte auf dem kurzen Dienstweg beschert. Titania verbringt somit ein spielfreies Wochenende und kann die Kräfte für die verbleibenden Aufgaben bündeln.
Die Hinrunde biegt nun auf die Zielgerade ein. Das Aufeinandertreffen mit dem SV Melchow/Grüntal birgt zumeist eine gewisse Brisanz und Spannung. Dementsprechend groß ist die Last, die nach dem ungefährdeten Sieg von den Kruger Schultern fällt. Selten gewann man in der Vergangenheit solche Partien mit einer gewissen Souveränität. Das gestaltet sich nun anders. Gleichzeitig ist es für die Titanen der siebente Pflichtspielsieg in Folge. Eine Serie, welche es in Kruge seit Mitte der 90er Jahre nicht mehr gab. Nicht einmal in der Aufstiegssaison 2015/16.
Mit dem SV Blau-Weiß Ladeburg, dem SC Althüttendorf, dem SV Beiersdorf, der SG Schwanebeck und dem SV Waldhof Spechthausen gehörten fünf Teams vor der Saison zur favorisierten Spitzengruppe. Neben dem SVT hat sich auch die Spielgemeinschaft Lichterfelde/Finow II still und heimlich zu diesem elitären Kreis gesellt. Einzig der Elf von Trainer Beierlein gelang es den Spitzenreiter aus Ladeburg zu bezwingen und dem Meisterschaftsanwärter ein Bein zu stellen. Beim anstehenden direkten Duell gegen den SVT gelingt keinem der beiden Mannschaften der siegbringende Treffer. Folgerichtig teilt man leistungsgerecht die Punkte.
Auch das letzte Auswärtsspiel der Hinserie bei der Spielgemeinschaft Lok/OSV Eberswalde II gestalten die Titanen erfolgreich. Dabei sorgt man frühzeitig für klare Verhältnisse und sichert sich die Punkte 26, 27 und 28 der laufenden Saison. Genau diese Punktzahl stand nach Abschluss der kompletten vergangenen Spielzeit zu Buche. Ein starker Teilerfolg. Zudem bleibt die Mühlenhaupt-Elf ganze neun Partien in Folge ungeschlagen und verbucht hierbei gleich acht Siege.
Diese Serie findet mit der abschließenden Hinrundenniederlage ihr jähes Ende. Gegen den SV Waldhof Spechthausen unterliegt man auf schneebedecktem Boden denkbar knapp. Kapitän Groh ordnet die Begegnung nach Spielende dennoch korrekt ein und hält ein flammendes Plädoyer an sein Team. Dabei richtet der Spielführer den Blick bereits in Richtung Rückrunde, wobei er die Mannschaft auffordert nicht nachzulassen, sondern weiter für eine erfolgreiche Spielzeit zu arbeiten.
Eine abwechslungsreiche Halbserie. Geprägt von manchem Rückschlag und Momenten, die noch lange bleiben werden. Für viele völlig unerwartet, ist die Kruger Männermannschaft in der Liga derzeit Teil der Spitzengruppe. Das Team wird sich in der zweiten Saisonhälfte der Herausforderung stellen und beweisen müssen, inwiefern man dieser Rolle auch über die Winterpause hinaus gewachsen ist. Doch Platzierung hin oder her, wohl jedem Titanen hat dieses Halbjahr als Fussballer unheimlich viel Freude bereitet und Zuspruch gegeben.
Wir hoffen auch ihr, als Zuschauer, Mitglieder, Sympathisanten oder einfach wöchentliche stille Mitleser konntet diese Hinrunde ein wenig genießen. Dabei durfte die Mannschaft an jedem Wochenende in Gesichter blicken, die das Team unabhängig vom Wetter, dem Spielstand oder der Entfernung unterstützt haben. Vielen Dank, dass auch ihr eine Menge zum Geleisteten beigetragen habt!
Ergebnisse (Stand 07.12.2023)
Tabelle (Stand 07.12.2023)
Statistiken (Stand 07.12.2023)
- Der Rückblick schildert die Sichtweise einer Einzelperson und spiegelt nicht zwangsläufig die Meinung der Mannschaft oder des Vereins wieder -